Weltkrieg, Erster: 3. Oberste Heeresleitung

Weltkrieg, Erster: 3. Oberste Heeresleitung
Weltkrieg, Erster: 3. Oberste Heeresleitung
 
Der erste Oberbefehlshaber Helmuth von Moltke war nach dem Misslingen der deutschen Offensive in der Marneschlacht abgelöst worden, sein Nachfolger General Erich von Falkenhayn nach dem Scheitern seines Konzeptes der »Abnutzungsschlacht« bei Verdun. Im Sommer 1916 bildete der Sieger von Tannenberg, Generalfeldmarschall Paul von Beneckendorf und von Hindenburg, mit seinem Stabschef, dem General Erich Ludendorff, die 3. Oberste Heeresleitung (OHL). Mit großen Erwartungen blickte die deutsche Bevölkerung auf diese neue Führung und erhoffte sich von ihr eine entscheidende Wende in dem schon zu lange dauernden Krieg und ein baldiges siegreiches Ende. »Oberster Kriegsherr« war der Kaiser, aber er war während des Krieges immer mehr in den Hintergrund getreten und überließ nun den beiden, bisher an der Ostfront so erfolgreichen Feldherren weitgehend die Führung. Die 3. OHL schaltete sich zunehmend auch in politische Entscheidungsprozesse ein. Hier war Ludendorff eindeutig die bestimmende Kraft; er war davon überzeugt, dass der militärischen Führung im Kriege auch die Kontrolle über die Politik, im Innern und nach außen, zustand. So setzte sich z. B. die OHL mit der Entscheidung, den uneingeschränkten U-Boot-Krieg 1917 erneut anzuordnen, über den Einspruch des Reichskanzlers Theodor von Bethmann Hollweg hinweg und provozierte damit den Kriegseintritt der USA an der Seite der Alliierten. Nach dem Sturz des Reichskanzlers, an dem Ludendorff wesentlichen Anteil hatte, beherrschte die OHL praktisch das politische Geschehen. Der mit dem bolschewistischen Russland Anfang März 1918 geschlossene Friede von Brest-Litowsk war ein Diktatfrieden, der die schwierige Lage der friedenswilligen Revolutionäre ausnutzte. Ludendorffs Versuch, im Frühjahr 1918 mit der Märzoffensive (siehe auch Weltkrieg, Erster: Deutsche Frühjahrsoffensive und Gegenoffensive der Entente 1918) im Westen die Entscheidung zu erzwingen, scheiterte nach Anfangserfolgen. Unter dem Druck der alliierten Gegenoffensiven erklärte die OHL im August die Fortführung des Krieges für aussichtslos und forderte schließlich, am 29. September, die sofortige Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen. Ludendorff wurde am 26. Oktober entlassen, mit seinem Nachfolger, General Wilhelm Groener, führte Hindenburg nach Abschluss des Waffenstillstandes am 11. November 1918 das Frontheer in die Heimat zurück.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Weltkrieg, Erster: Die politische Dimension des Krieges —   Kriegszielpropaganda und Rechtfertigungsstrategien   Die Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs wurde durch dessen umfassende Ideologisierung kaschiert und kompensiert. Hierbei war die außenpolitische Kriegszielpolitik eng mit Auseinandersetzungen …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Die militärische Dimension des Krieges —   Im Ersten Weltkrieg wurden 74 Millionen Menschen mobilisiert, doch die Zahl der unmittelbar vom Krieg Betroffenen war um ein Vielfaches höher. Seit 1917, als nach dem Kriegseintritt der USA die meisten Staaten Amerikas die Beziehungen zu den… …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Die soziale Dimension des Krieges —   Die Mobilisierung aller wirtschaftlichen Ressourcen für den Krieg   Finanziert wurde der Erste Weltkrieg durch Kriegsanleihen und Inflation, was eine immense Verschuldung und den Ruf nach Wiedergutmachung durch Deutschland, den besiegten Feind …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Kriegsziele und Friedensbemühungen —   Alle Staaten gingen in den Ersten Weltkrieg mit reinem Gewissen, weil man angeblich einen Verteidigungskrieg führte. Die Soldaten rückten ein und hielten durch zur »Rettung des Vaterlandes«. So lieferte der deutsche Kaiser Wilhelm II. mit der… …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Stellungskrieg an der Ostfront —   Nach der Marneschlacht und dem gescheiterten Versuch der deutschen Truppen, in einem »Wettlauf zum Meer« mit dem Gegner die für den britischen Nachschub wichtigen Kanalhäfen einzunehmen (November 1914), standen sich die alliierten und deutschen …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Deutsche Frühjahrsoffensive und Gegenoffensive der Entente 1918 —   Nach dem Ende der Kämpfe an der Ostfront durch den Frieden von Brest Litowsk mit dem jetzt bolschewistischen Russland suchte die 3. Oberste Heeresleitung, und vornehmlich ihr führender Stratege, General Erich Ludendorff, die Entscheidung des… …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Waffenstillstandsangebot —   Die Frühjahrsoffensive an der Westfront, die nach dem Plan Ludendorffs die militärische Entscheidung bringen sollte, war gescheitert, das deutsche Heer auf seine Ausgangsstellungen zurückgedrängt. An den anderen Fronten hatte die Auflösung der… …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Matrosenaufstand Oktover/November 1918 —   Die 3. Oberste Heeresleitung hatte schon Ende September 1918 der Reichsregierung eingestanden, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war (Waffenstillstandsangebot). Als die Marineleitung Ende Oktober 1918 der in den Häfen seit… …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Schlacht um Verdun —   Nachdem die Durchbruchsversuche der Alliierten in den Materialschlachten des Jahres 1915 am Widerstand der deutschen Fronttruppen gescheitert waren, setzte die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) am 21. Februar 1916 zum Großangriff auf die… …   Universal-Lexikon

  • Weltkrieg, Erster: Schlachten bei Tannenberg und an den Masurischen Seen —   Gemäß der im Schlieffenplan zugrunde gelegten Strategie des deutschen Generalstabes stand im Osten zum Schutz Ostpreußens lediglich eine einzige deutsche Armee, die so lange den russischen Ansturm aufzuhalten hatte, bis die im Westen frei… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”